Das Einrauchen einer neuen Pfeife ist ein zentrales Element vieler Diskussionen unter Pfeifenrauchern. So wie das Stopfen ist auch der erste Rauchvorgang sehr stark zu einer Art Glaubensfrage geworden. Einige werden noch die alten Geschichten kennen, wo in Herrschaftshäusern der Lieblingsbutler wochenlang die neuen Pfeifen seines Arbeitgebers bearbeiten mußte, bis diese endlich rauchbereit waren. Diese Tage sind vorbei und so kann man heute mit wenigen Tricks und ein bißchen Aufmerksamkeit, in den ersten Momenten des neuen Rauchgenußes, eine gute Basis für eine langlebige Pfeifenbeziehung legen. Einrauchen bedeutet einfach nur, das Holz an die Temperatur des glimmenden Tabaks zu gewöhnen. Ein schlecht eingerauchte Pfeife, oder ein zu unvorsichtig behandeltes Rauchgerät neigt dazu schlecht zu schmecken, permanent zu überhitzen oder irgendwann den gefürchteten Durchbrenner und damit meist die vollständige Zerstörung zuzulassen.
Wenn Sie sich eine neue Pfeife zulegen ist bei den ersten Rauchvorgängen zu beachten, ob in der Brennkammer eine sogenannte Einrauchpaste aufgetragen ist. Viele Serienhersteller liefern ihre Produkte ausschließlich beschichtet aus, die meisten Pfeifenmacher liefern ihre Werke unbehandelt und meist nur auf Wunsch mit Paste. Diese schwarze Substanz schützt einerseits das Holz vor der direkten Berührung mit der Glut und fördert zudem die gleichmäßige Bildung einer dünnen Kohleschicht, in Fachkreisen "Cake" genannt. Ist keine Beschichtung vorhanden, muß man quasi selbst das Material dazu mitbringen um einen natürlichen Schutz zu bilden.
Der Einsteiger wird meist eine recht günstige Pfeife, vielleicht sogar ein Markenprodukt erwerben und hat es dadurch mit Paste zu tun. Hier ist zwar noch immer größte Aufmerksamkeit geboten, es kann aber ruhig drauf los geraucht werden. Man fülle die Pfeife mit der gewünschten Stopfmethode zu knapp 3/4 voll und entzünde langsam den Tabak und rauche genüßlich vor sich hin. Besonderes Augenmerk sollte auf der Temperatur des Pfeifenkopfes liegen, durch vorsichtiges Ziehen, sollte die Pfeife maximal handwarm werden, keinesfalls heiß. Bei der allerersten Tabakfüllung ist kann es manchmal sein, daß man kurz einen ganz leichten chemischen Untergeschmack feststellt, das ist ganz normal und ein prädikat für die Jungfräulichkeit der Pfeife. Nach dem Rauchen kann die Pfeife normal gereinigt werden und nach den nächsten zwei bis drei Füllungen als eingeraucht betrachten.
Hat man sich für eine unbehandelte Pfeife entschieden, sieht man in der Brennkammer das helle Bruyereholz. Einige sehr geübte Raucher wenden hier die gleiche Taktik wie bei beschichteten Pfeifen an, füllen sie zu 3/4 und rauchen extrem vorsichtig. Diese Vorgangsweise ist natürlich mit hohem Risiko verbunden und sollte wirklich nur angewendet werden, wenn sie im Umgang mit Zugfrequenz und Temperatur vertraut sind.
Die einfachere Methode für unbehandelte Pfeifen ist die Drittelmethode. Bei den ersten 5 Rauchvorgängen fülle man die Pfeife zu einem Drittel und rauche sehr vorsichtig. Die nächsten 5 Füllungen kommen zu 2/3 in die Pfeife und die letzten 5 Füllungen werden voll gestopft. Danach ist die Pfeife als eingeraucht zu betrachten.
Das Um und Auf an beiden Methoden ist der Aufbau des erwähnten Cake, der aus Aschepartikeln, Tabakresten und verbranten natürlichen Zuckerstoffen besteht. Er legt sich normalerweise gleichmäßig an die Wände der Brennkammer und dient als Dämmung und Schutz des Holzes vor der direkten Einwirkung der Glut. Ebenso nimmt diese Kohleschicht ein wenig des enstehenden Kondensats auf und führt zusätzlich zu trockenerem Rauchgenuß. Sie werden merken, eine gut eingeraute Pfeife raucht sich auch in unachtsamen Momenten kühl und trocken. Mit der Zeit wächst die Schicht an und sollte je nach Belieben nicht dicker als 1 mm werden. Bei zu großer Dicke verringert sich das Füllvolumen der Pfeife merklich und braucht aufgrund der größeren Feuchtigkeitsaufnahme auch länger um nach Gebrauch wieder auszutrocknen. Wenn ihnen der Cake zu dick vorkommt, legen sie sich einen so genannten Pfeifenschlüssel oder "Reamer" zu und kratzen Sie den Kopf vorsichtig aus. Hier kann auch der Fachhändler Ihres Vertrauens zur Seite stehen.
Im Endeffekt sind die einfachen Mittel zu langfristigem Pfeifengenuß Geduld und Aufmerksamkeit.
Gut Rauch!
Artikel: Florian Lukesch © 2008